Bluthochdruck hat fast jeder Zweite in Deutschland. Er lässt sich mit Medikamenten in den Griff kriegen, aber auch mit Akupunktur.
Akupunktur wirkt bei Bluthochdruck
Die Forscher um Dr. John Longhurst führten Tests an 65 Patienten mit Bluthochdruck durch, die keine Bluthochdruck-Medikamente einnahmen. Sie wurden in zwei Gruppen eingeteilt: Alle wurden mit Elektroakupunktur behandelt – hier werden verschiedene Akupunkturpunkte am Körper mit niedrigen elektrischen Reizen stimuliert. Aber die einen Patienten wurden am Handgelenk und Knie, die anderen an Unterarm und Unterschenkel akupunktiert.
In der Gruppe der 33 Patienten, die Elektroakupunktur beidseitig an den Innenseiten der Handgelenke und unterhalb des Knies erhielten, sank der Blutdruck nachweislich bei 70 Prozent der Patienten. Im Schnitt nahm der Blutdruck um 6 bis 8 mmHg (systolischer Blutdruck = höherer Wert) und um 4 mmHg (diastolischer Blutdruck = niedrigerer Wert) ab. Diese Verbesserungen des Bluthochdrucks hielten für rund sechs Wochen an.
In der Akupunkturgruppe fanden die Forscher außerdem um 41 Prozent niedrigere Werte des Hormons Norepinephrin (Noradrenalin) im Blut. Der Neurotransmitter sorgt für eine Verengung der Blutgefäße und erhöht damit den Blutdruck. Auch Renin, ein Enzym, das in den Nieren produziert wird und bei der Kontrolle des Blutdrucks hilft, sank um 67 Prozent. Die Elektroakupunktur senkte zudem das Hormon Aldosteron um 22 Prozent – es hilft bei der Regulation des Elektrolythaushalts.
Keine Veränderung des Bluthochdrucks fanden die Forscher bei Patienten, welche die Nadeln an anderen Akupunkturpunkten wie am Unterarm oder Unterschenkel erhalten hatten.
Ab wann ist es Bluthochdruck?
Die Ergebnisse zeigten, dass die Akupunktur bei mildem bis moderatem Bluthochdruck nützt. Die Nadeln seien eine Option, um Bluthochdruck zu senken und das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall zu minimieren, so die Forscher. Auch wenn die Senkung des Blutdruck relativ gering ausgefallen sei, so könnte die Akupunktur vor allem Patienten über 60 Jahren mit systolischem Bluthochdruck helfen, so Longhurst.
Rund die Hälfte der Deutschen leidet nach Angaben der Deutschen Hochdruckliga unter Bluthochdruck. Aber nur jeder Zweite weiß von seiner Erkrankung. Und davon werden nur knapp 40 Prozent behandelt. Ein Blutdruck von 120/80 mm Hg ist normal. Erst ab einem Wert von 140/90 mm Hg und höher spricht ein Arzt von Hypertonie.