Der Begriff „rheumatische Erkrankungen“ bezeichnet sämtliche Krankheitsbilder, die eines oder mehrere Gelenke betreffen.
Dabei können alle Bestandteile des Gelenks erkranken: Knochen, Knorpel, Muskeln, Sehnen, Bänder usw.
Bei der rheumatoiden Arthritis handelt es sich um die häufigste chronisch-entzündliche rheumatische Erkrankung (wohingegen die Arthrose die häufigste verschleißbedingte rheumatische Erkrankung darstellt). Sie tritt in unterschiedlichen Schweregraden bei fast 1% der Gesamtbevölkerung auf und bricht meist im mittleren Alter aus, allerdings können auch schon Kinder und Jugendliche betroffen sein. Frauen erkranken häufiger als Männer.
Die rheumatoide Arthritis ist nicht nur eine rheumatische, sondern auch eine systemische Erkrankung, die die Organe (Herz, Lungen, Leber, Nieren, Augen usw.) befallen kann.
Schmerzhaft eingerostet
Die rheumatoide Arthritis betrifft mehrere Gelenke (daher wird sie alternativ auch „chronische Polyarthritis“ genannt), meist die Gelenke der Extremitäten (Handgelenk, Hand, Finger, Fuß usw.) symmetrisch auf beiden Körperseiten. Eine rheumatoide Arthritis macht sich durch Gelenkschmerzen sowie eine Versteifung der Gelenke bemerkbar.
Die Gelenkversteifung zeigt sich vor allem morgens und lässt nach, wenn die „eingerosteten“ Glieder in Bewegung gebracht wurden. Zudem kommt es zu einer warmen Schwellung bis hin zu Verformungen der Gelenke.
Die zugrundeliegende Entzündung betrifft die Synovialmembran, die jedes Gelenk innen auskleidet, man spricht von einer Synovitis. Unbehandelt greift sie langsam auf das restliche Gelenk über, so dass es zu einer Knochenerosion und zum Knorpelabbau kommt.
Mit zunehmendem Fortschreiten kann die Krankheit zur Invalidität führen und Konsequenzen für das Berufsleben wie eine vorzeitige Beendigung des Arbeitslebens durch eine Berufsunfähigkeit haben. Natürlich leiden auch das Privat- und Sozialleben. Einfache Alltagsverrichtungen (Zuknöpfen des Hemds, Binden der Schnürsenkel, Öffnen eines Glases, Auf- oder Abschließen, Halten von Stiften oder Besteck) können zum Problem werden.
Bei der rheumatoiden Arthritis handelt es sich um eine fortschreitende und chronische Erkrankung.
Sie entwickelt sich bei jedem Menschen unterschiedlich und beginnt mit unvorhersehbaren Schüben, zwischen denen ruhigere Phasen liegen. Rheumatoide Arthritis ist nicht heilbar, ihr Fortschreiten kann aber verlangsamt werden. Eine frühzeitige Behandlung scheint sich günstig auf Fortschreiten und Intensität der Krankheit auszuwirken.
Bei der Diagnosestellung stützt sich der Arzt auf die vom Patienten beschriebenen Symptome und eine Blutuntersuchung.
Wenn der Körper gegen sich selbst kämpft
Die rheumatoide Arthritis zählt zu den Autoimmunerkrankungen. Infolge einer überschießenden Reaktion greift das Immunsystem den eigenen Körper an, statt ihn gegen Angriffe von außen zu verteidigen. Im Falle der rheumatoiden Arthritis wendet er sich gegen die Gelenke.
Die Gründe für die Entstehung einer rheumatoiden Arthritis sind nicht genau bekannt. Mehrere Faktoren scheinen sie zu begünstigen. Hierzu zählen immunologische, hormonelle, psychologische und Umweltfaktoren. Die Krankheit ist nicht vererbbar. Wurden in der Familie bereits Fälle diagnostiziert, besteht allerdings ein erhöhtes Risiko, an rheumatoider Arthritis zu erkranken.
Lindern und unter Kontrolle halten
In der Behandlung der rheumatoiden Arthritis wurden in den letzten Jahren große Fortschritte erzielt. In der Regel wird der Patient von einem interdisziplinären Team behandelt: Hausarzt und Rheumatologe, orthopädischer Chirurg, Physiotherapeut, Ergotherapeut, Sozialarbeiter usw.
Die Krankheit ist nicht heilbar, man versucht aber, möglichst lange Ruhephasen zu erzielen und Gelenkverformungen zu vermeiden oder hinauszuzögern.
Die Behandlung erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Arzt und Patient, die auf zwei Aspekte abzielt:
Einerseits werden die Symptome gelindert (Entzündung, Schmerzen, Gelenkversteifung). Dabei kommen vor allem Schmerzmittel, nicht-steroidale Entzündungshemmer oder Kortikoide zum Einsatz.
Andererseits wird versucht, den Krankheitsverlauf zu verlangsamen, indem man das Übel an der Wurzel packt (die Entzündungsreaktion in den Synovialmembranen). Kortikoide können in die Basistherapie einbezogen werden. Diese beruht jedoch vor allem auf Antirheumatika (engl. DMARD: Disease Modifying Antirheumatic Drugs). Antirheumatika haben schwere Nebenwirkungen und machen eine regelmäßige ärztliche Überwachung erforderlich. Die noch neueren biologischen Medikamente (u. a. Anti-TNF-Präparate) wirken ebenfalls auf das Immunsystem, sind aber zielgerichteter. Derzeit versucht die Forschung, ihre Anwendung zu vereinfachen (insbesondere durch eine Monotherapie), ohne ihre Wirksamkeit zu beeinträchtigen.